Heiko Mehnert

Time it’s time to live through the pain

26. Februar 2019

Das war unglaublich! Am Höhepunkt der Karriere knickt die Band ein und veröffentlicht ein ganz und gar unerfolgreiches, verschlossenes Album. Frechheit. Arroganz. Da hatte es jemand wohl absolut nicht nötig.


„Sprit of Eden“ ist mehr als ein Meisterwerk. Es war der Schritt einer Band, die sich nicht verabschieden wollte, sondern eine Musik machte, die sich von einer Popoberfläche verabschiedete und neu sein wollte, tiefer, eindringlicher.


Talk Talk mit Mark Hollis gingen einen ganz und gar anderen Weg. Sie waren Ikonen der 80iger und es hätte mit ihnen ewig so weitergehen können. „Such a Shame“, „Dum Dum Girl“, „Its my Life“, das waren Gassenhauer. Aber Mark Hollis wollte das nicht fortführen. Er schuf ein Album und dann noch eins und dann ein Soloalbum, die die Musik insgesamt völlig neu definierten. Was war das? Jazz, Avantgarde? Es war emotionaler, als alles jemals zuvor.


Die Musik traf mich damals mitten ins Herz, gerade das Andere, das sich ständig Verschließende, berührte mich. Das war nicht melancholisch oder traurig, das war eine andere Dimension. Es war langsamer, als alles zuvor, es war tiefer, anklagender und räumlicher. Die Musik konnte man sehen, fühlen und man konnte mit ihr reisen, fliehen, trauern – alles in einem einzigen Moment verlassen. „Spirit of Eden“, „Laughing Stock“ und das Solo-Album „Mark Hollis“ – das wars. Dann war er weg. Das waren seine Werke. Monumente der Musikgeschichte. Für viele einzigartig und beispiellos.


Well how can that be fair at all? (Aus Rainbow)


Sein Tod ist nicht zu begreifen und er macht mich sehr, sehr traurig. Das ist nicht nur der Tod eines Künstlers, sondern der einer Lichtgestalt. Meiner Lichtgestalt. Meines Helden unvergesslicher Momente im Dunkel, im Stehenbleiben, in Verzweiflung und in einer tiefen, warmen Hoffnung. Das ist alles sehr persönlich, aber ich bin mir sicher, das es vielen so geht, die einen Zugang, zu dieser Musik von Mark Hollis gefunden haben.


It’s my life. Don’t you forget. It’s my life. It never ends (Aus It’s my Life)


Meine Sehnsucht nach mehr von ihm war sehr stark, er blieb konsequent. Oft habe ich im Internet nach einem Lebenszeichen von ihm gesucht. Es eigentlich nichts zu finden.


Ich bin ihm unendlich dankbar und froh, dass seine Musik weiterleben wird.


Mark Hollis ist am 25. Februar im Alter von 64 Jahren gestorben.