Es war einmal eine Welt, die war rein und wunderschön.
Werbe- und Marketingagenturen schrieben für Kunden Konzepte und realisierten nach Plan Anzeigen in den verschiedensten Medien. Es ging dabei um Zielgruppen und Reichweiten. Und es ging auch immer um Kommunikationsqualität.
Die Medien lebten zum größten Teil davon. Sie nahmen von den Agenturen die Anzeigenaufträge an und gaben den Agenturen dafür 15% Provision. Es war eine Vermittlungsprovision. Es war eine Regel. Alle hielten sich daran. Die Welt war gut.
Die hohe journalistische Qualität der Medien garantierte hohe Reichweiten in den Zielgruppen – die Medien verdienten sehr gutes Geld mit den Agenturen. Diese Disziplin aller Parteien ermöglichte den Verlagen gigantische Profite. Gruner&Jahr, Axel Springer, Jahreszeiten Verlag, Burda … die Verlage waren die Könige. Die Agenturen verdienten ebenso. Die Mediaabteilungen waren die Schatzkammern.
Das konnte nicht ewig so weitergehen.
Das System fing an zu erodieren. Rückvergütungen zerschlugen die Beratungskompetenz und brachte die angewandte Prozentrechnung in den Fokus. Mediaagenturen lebten von wenigen Prozenten sehr, sehr gut. Die Verlage konnten ihre Gier nicht bremsen und boten den Mediaagenturen besondere Rabatte an – sie sahen in ihnen „Einkaufsgemeinschaften“.
Aber die Verlage wurden noch gieriger. Der Druck kam aus dem Aufsteigen des Online Marketings. Content gab es im Netz kostenlos. Die teureren Redaktionen konnten in ihrem Wohlstand nicht mehr gehalten werden. Um schneller an das Anzeigengeld heranzukommen, gingen die Verlage nun auch direkt an die Kunden – die Agenturen, die Marketingberatungskompetenz wurde umgangen. Die 15% Bastion, die Burg, die allen ganz lange, gute Geschäfte gebracht hatte, wurde zertreten.
Die klassische Agentur reagierte erst mit Wut, dann mit Ignoranz. Das klassische Verlagshaus war dem Tode geweiht – alle wußten es, nur die Verlagshäuser merkten es erst, als es für fast alle zu spät war. Online Marketing hätte so oder so gesiegt, aber so war der Tod der klassischen Medien besiegelt. Aus Gier und Selbstgerechtigkeit.
„Das Internet wird sich nicht durchsetzen.“
Auch wenn das hier alles von mir sehr verkürzt dargestellt wurde, ist das im wesentlichen die Wahrheit. Das Miteinander von Agenturen und Verlage im Sinne der Werbetreibenden ist von den Verlagen zerschlagen worden. Aus Gier. Wenn rechtzeitig ein Marketing mit Marketingberatern implementiert worden wäre – wenn Journalismus und Content nicht zum Opfer der Profitgier geworden wäre – dann sehe auch die journalistische Welt heute anders aus. Aber die Kapitäne der Verlage, haben die Eisberge nicht sehen wollen. Als die Rümpfe der Dickschiffe durch die scharfen Spitzen der Online Marketing Kanäle aufgerissen wurden, war das Geschrei groß – der User war natürlich Schuld – die Zielgruppe. „Manno, man muss doch für guten Content bezahlen,“ sagte der, der zuvor alles verschenkt hatte. Der nächste fatale Fehler.
Ich werde hier mit einem ganz kleinen Beispiel in zwei, drei Fortsetzungen diese Tragödie illustrieren. Sie geschieht in Berlin und sie ist ein gutes Beispiel, wie Gier sich über Marketing stellt und dabei viel Geld verbrennt und Arbeitsplätze vernichtet. Kurz: Es ist wieder diese unsägliche Dummheit, die den Menschen schon immer an die Ränder seines Seins gebracht hat.
Fortsetzung folgt.
mehnert / paris
Agentur für Marketing, Design & PR